Divination als Kommunikation zwischen Göttern und Menschen

Manche holen sich divinatorischen Rat bei anderen, manche machen’s lieber selbst — und wieder andere nutzen gar keine Divination in ihrer Praxis. Ich betreibe Divination selbst, und in ein paar ganz seltenen Fällen habe ich auch schon einmal andere befragt.

Für mich ist Divination keine Sache der nordischen polytheistischen Tradition, obschon ich mich dieser Tradition zugehörig fühle und es bekannt ist, dass die Menschen früher bestimmte Methoden verwendet haben, um die Zukunft vorherzusagen (oder, wie ich eher glaube, den Willen der Götter zu interpretieren). Viel eher ist Divination für mich eine mystische Praxis: Sie unterstützt meine Religionspraxis, meine Erfahrung und meine Erkenntnisse, die aufgrund meiner zentralen, persönlichen Götterbeziehung einen ausgeprägten mystischen Charakter haben.

Ein Wort vorweg an alle, die sich viel zu Herzen nehmen, was sie lesen: Solltest Du irgendwo das Gefühl bekommen, ich würde mich über Dich und Deine Praxis lustig machen, so sei Dir an dieser Stelle versichert, dass es sich bei den Einzelheiten, die ich besprechen werde, strikt um Abstraktionen meiner eigenen Fehler (oder Erfolge) handelt.

Divination als Kommunikation?

In meiner Praxis ist Divination der Akt der Verwendung gewisser physischer/materieller Werkzeuge, um von nicht-physischen Wesenheiten Informationen zu gewinnen, die für mich relevant sind. Hier möchte ich auf zwei wichtige Grundannahmen meiner Divinationspraxis eingehen.

Die erste ist, dass ich Divination als Methode betreibe, etwas von einem Wesen zu lernen, das außerhalb meiner selbst existiert. Dies steht im Gegensatz zu der gängigeren Annahme, mittels Divination erfahre man etwas über sein eigenes Unterbewusstsein. Man muss sich aber nichtsdestoweniger im Klaren sein, dass die Information, die man erhält, obwohl sie nicht aus dem Unterbewusstsein stammt, dennoch durch das Unterbewusstsein passieren muss. Das Unterbewusstsein ist der formbarste Teil unseres Geistes, einfach weil wir per Definition uns seiner nicht bewusst sind, und nicht mutwillig punktuell in seine Prozesse eingreifen können. Das macht unser Unterbewusstsein zu einem hervorragenden Werkzeug für Manipulanten, seien sie jetzt göttlicher Natur oder nicht. Denn wenn wir ehrlich sind: Kommunikation mit Gottheiten, und vor Allem der Art, in der Götter uns Information zu transferieren, wohnt ein Aspekt der Manipulation inne.

Ein Gott ist ein mächtiges Wesen — manchmal erlebe ich das so direkt, konkret und großflächig, dass es mich ein bisschen schockiert, wie mächtig Götter sind. Aber Sie können unsere Körperlichkeit nicht umgehen. Wir haben Gehirne, und Gehirne haben gewisse Funktionsprinzipien, die nicht einmal Götter ändern können oder wollen. Ein bewusster Gedanke erscheint nicht einfach so aus dem Nichts, sondern hängt von einer Reihe zusammenhängender unbewusster Vorgänge im Gehirn ab. Ohne diese Vorgänge, in dieser Kombination, würde der Gedanke nicht entstehen. Damit uns Götter etwas Konkretes mitteilen können, müssen sie also in die Prozesse unseres Unterbewusstseins gestaltend eingreifen.

Divination unterstützt diesen Prozess, indem das Unterbewusstsein mit Hilfe von Bildern oder anderen physischen Eigenschaften eines Divinationswerkzeugs auf bestimmte Arten stimuliert wird. Deshalb ist dein Divinationswerkzeug das potenzielle Kommunikationswerkzeug deiner Gottheit.

Lass die Gottheit sprechen (Sie kann das recht gut!)

Das bringt mich zu meiner zweiten wichtigen Grundannahme, die da lautet: das Divinationswerkzeug kommuniziert nicht. Deine Gottheit kommuniziert.

Das heißt dein Pendel, Orakeldeck, oder was auch immer Du benutzt, sagt dir nicht die Dinge, die Du erfährst, sondern deine Gottheit. Götter beherrschen in ganz fantastischem Ausmaß Dinge wie Koinzidenz und Zufälligkeit. Sie sind wahre Meister des Zufalls, und benutzen ihn kreativ. Das heißt, dass Divinationswerkzeuge, die auf zufälligen oder sehr (im mathematischen Sinn) chaotischen Prozessen beruhen, außerordentlich gut zum Zufallstalent von Gottheiten passen. Guckst Du dir gern Wolken an? Perfekt. Karten, Würfel, irgendwas wirklich zufälliges? Sehr fein! (Ich ziehe bei Pseudozufall meine Trennlinie, da es beim Pseudozufall keinen Indeterminismus gibt, es sei denn, der Pseudozufallsgenerator wird mit echtem Zufall geseedet; Wenn etwa der Shuffle-Algorithmus vom iPod das nicht tut, dann ist er nicht zufällig. Du denkst nur, er sei’s.)

Runen sind im Hinblick auf die Grundannahme des stummen Werkzeugs eher ein bisschen tricky. In manchen Kreisen ist die Annahme verbreitet, die Runen seien selbst unabhängige Geistwesen. Ich bin da sehr skeptisch, vor Allem, weil es keinerlei Anhaltspunkte gibt, dass Runen historisch so gesehen wurden. Keine belastbaren Anhaltspunkte gibt es weiterhin dafür, dass sie auch nur zu Divinationszwecken eingesetzt wurden, bevor die Neuzeit mit Runenlesen à la Stephen Flowers aufwartete. Nichtsdestotrotz habe ich zu wenig Erfahrung mit Runendivination, um einschätzen zu können, ob sie sich für meine Art Divination eignen würden. Ich benutze sie nicht, weil es zu vieles gibt, was ich nicht über sie weiß — einerseits — aber vor Allem benutze ich sie deswegen nicht, weil die Liebe meines Lebens (das ist Loki, für den Fall, dass es unklar ist) mir keinen Grund zu der Annahme gibt, Er sei irgendwie unzufrieden damit, meine üblichen Werkzeuge — ein Tarot-Kartenset und ein Pendel — zu benutzen.

Ob nun Runen eigenständig sind oder nicht sei dahingestellt: auf jeden Fall benötigt man für diese Art der Divination ein Werkzeug, keine automagischen Quasselstrippen.

Ja, aber ich hab’ gehört, dass Karten nicht neutral “gemischt” sein können?

Die kurze, nerdige Antwort darauf ist: It’s not a bug, it’s a feature.

Wenn Du schonmal nach Divinationstipps gefragt hast, wird dir vermutlich schon mal jemand den Hinweis gegeben haben, dass die Karten zu “deinem Nachteil gemischt sein könnten”. Was soll das überhaupt heißen?

Für meine Begriffe ist das nur eine wichtig klingende Art, zu sagen, dass die Gottheit, die Du befragst, die Karten so manipulieren könnte, dass Du nicht die “Wahrheit” — also einen postulierten Pseudo-Willen der Karten — zu Gesicht bekommst, sondern genau das, was die Gottheit dich sehen lassen will. Aber in dem Divinationsparadigma, das ich benutze, ist das genau das, was Du willst.

Wir lassen nicht die Karten sprechen, sondern der Gott spricht, indem Er Seinen unnachahmlichen Zugang zu Zufälligkeit dazu nutzt, dir genau die Karten hinzulegen, die Du brauchst, um die Nachricht lesen zu können. Genauso einfach und logisch ist es. Loki manipuliert Karten? Ich hoffe es und zähle darauf, dass Er das tut! Es macht ja keinen Sinn, etwas vermeiden zu wollen, das unausweichlich ist. Man kann aber schlau sein, und den unausweichlichen Umstand zum beiderseitigen Vorteil nutzen.

Loki ist nicht der einzige Gott, der Divinationswerkzeuge manipulieren kann — Er ist aber derjenige unter den Göttern, die ich kennengelernt habe, der am eindrucksvollsten den Zufall biegen und Seinem Willen unterwerfen kann. Wenn man das versteht, liegt es auf der Hand, wie diese Neigung bewusst sowohl zu Seinem als auch unserem Vorteil genutzt werden kann. (Zu einem gewissen Grad gilt das für alle Gottheiten nicht “bloß” Loki.)

Und was, wenn die Gottheit will, dass ich nur unleserliches Zeug sehe?

Ah, der göttliche Troll… das kann passieren, wenn der Gott einfach nicht kooperieren will. Aber glaubst Du wirklich, dass die Lösung dafür ist, dem Divinationswerkzeug das Sprechen zu überlassen? Wenn man es mit einem göttlichen Troll zu tun hat, gibt es gar nichts, was man dagegen unternehmen kann. Man kann einen Gott nicht zwingen.

Das bedeutet auch, dass man letztlich allein dasteht mit der Verantwortung. Es ist Deine Verantwortung, zu wissen, wen Du fragst, und wonach Du fragst. Es bedeutet, dass Du eigenständig denken musst (und vielleicht nicht ausgerechnet Fenrir nach Heilungstipps fragst). Es bedeutet, dass man die gerade wichtigen Themen ansehen muss, und Fragen an die richtige Gott-Person heranträgt.

Manchmal bedeutet das offensichtliche Trollen auch, dass man von einer Idee Abschied nehmen muss. Speziell Loki ist dafür berüchtigt, einen Gedanken beiseite zu wischen, indem Er in der Divination Unsinn erzählt. Kein Grund zur Panik! Sauer ist Er wahrscheinlich nicht, denn das würde Er eher in großer Leuchtschrift ausbuchstabieren.

Es sieht aus wie Tarot, ist es aber nicht

Das, was ich mache, sieht ein bisschen aus wie Tarot, aber das ist es nicht.

Das Tarot-System selbst entwickelte sich im 15. Jh. in Italien, wo die Karten, die später als “Große Arkana” bezeichnet wurden, zunächst als trionfi (Trümpfe) bekannt waren. Erst im 18. Jh. wurden rudimentäre divinatorische Bedeutungen für die trionfi erdacht, die seitdem interpretiert, geändert, reinterpretiert und mystifiziert wurden. Der Okkultismus als vorrangiges Ziel der Tarot-Legung kam im späteren 18. Jh. auf; zuvor wurden Tarot-Karten hauptsächlich zum Spielen benutzt (wobei ich aber glaube, dass die Übergänge da eher fließend waren). Von dort aus kam Tarot unter den Einfluss der hermetischen Qabalah, und noch später, den des Hermetic Order of the Golden Dawn (in Person von Aleister Crowley).

Mein eigener Gebrauch von Tarot-Karten zu Divinationszwecken rührt eher daher, dass das spezielle Kartendeck, was ich für Divination mit Loki benütze, mir auf Sein Anstupsen hin von jemand anderem geschenkt wurde. Es ist ein wunderschönes Deck voller Katzen in barocker Kleidung, was für mich als ausgesprochenen Katzenmensch und Barockfan natürlich ein Augenschmaus ist.

Wenn man mich bei der Divination von außen beobachtet, passiert dabei das Folgende: Ich mische die Karten, dann lege ich eine Anzahl von Karten vor mir aus — Anzahl und Muster kann variieren — und drehe die Karten um, sodass sie mit der Bilderseite nach oben zeigen. Daraufhin konsultiere ich ein “kleines schwarzes Buch”, das für jede Karte Assoziationen enthält. Dann schreibe ich das Ergebnis der divinatorischen Legung in mein Tagebuch.

Von Versuch und Fehlschlag, und davon, nicht auf Formalitäten zu bestehen

Die obige Beschreibung ist natürlich grässlich generisch, und die Frage ist: wie kommt man zu etwas Greifbarem? Das Problem damit, ein Divinationswerkzeug als Kommunikationswerkzeug zu benutzen, liegt darin, dass man für jede Gottheit, mit der man Divination betreibt, zunächst lernen muss, wie die Gottheit das Werkzeug benutzt. Das heißt, es führt einfach kein Weg daran vorbei, ganz viel zu üben (mit jeder Gottheit von vorn…)

Die Antwort, die ich auf die Frage geben kann, ist: Versuch und Fehlschlag — was auch nicht unbedingt gerade spezifischer ist. Es gibt aber einen Hinweis, den ich mit einiger Zuversicht in Bezug auf Loki geben kann (aber ich denke, das würde auch mit anderen Göttern funktionieren): nicht auf Formalitäten bestehen.

Konkret jetzt mal, heißt das:

Die Gottheit wählt die Form

Ich arbeite zum Beispiel komplett ohne Legemuster (also bspw. “keltisches Kreuz” oder “Baum des Lebens” oder so). Wenn ich die Karten so vor mir hinlege, gibt es kein festes Kartenmuster, und auch keine vordefinierten Bedeutungspositionen (“diese Karte ist für die Vergangenheit, diese für die Gegenwart”, etc.). Nicht einmal die Anzahl der Karten ist festgelegt; ich würde aber für den Anfang, wenn die Gottheit einverstanden ist, eine geringe Anzahl empfehlen, damit es überhaupt noch überschaubar bleibt. Weniger als drei Karten kommen bei mir aber nicht zum Einsatz.

Als ich angefangen habe, mit Loki auf diese Art Divination zu betreiben, hatte sich zwischen Ihm und mir bereits ein Rapport eingestellt: ich war also einigermaßen zuversichtlich, dass ich “Hinweise” von Ihm empfangen und verstehen konnte. Als es also daran ging, ganz konkret zu “divinieren”, habe ich schlicht die Anzahl Karten in dem Muster vor mir ausgelegt, das Er mir suggerierte — meist in Form von Bildern vor dem inneren Auge. Beispielsweise erhalte ich Eindrücke von fünf Karten, in einem Bogen ausgelegt, oder als X, oder zwei Reihen… und genau diese Eindrücke setze ich dan physisch um.

Wenn das Muster und die Anzahl der Karten feststeht, lasse ich Loki aussuchen, welche Karten Er will. Das Aussuchen von Karten ist etwas speziell, und jeder wird vermutlich seine eigene Methode entwickeln, aber so funktioniert es für mich: Die Karten liegen zunächst als sauberer Stapel aufeinander. Dann beginne ich, den Stapel nach rechts zu “neigen”, indem ich die Karten seitwärts schiebe. Die Karte, die sich als erstes vom unteren Stapelteil löst, ist die Karte, die ich benutze. Das ist ein rein physischer Prozess und beinhaltet keinerlei intuitive Abschätzung meinerseits. Ich halte den Stapel einfach in der linken Hand und schiebe mit der Rechten die Karten langsam seitwärts. Irgendwann wird es eine Karte geben, die sich vom unteren Teil des Stapels trennt. Diese nehme ich dann.

Zusammenfassung: die Gottheit die Form bestimmen zu lassen, bedeutet, dass Du Sie entscheiden lässt, wie Sie sprechen will — in meinem “Tarot”-Fall bedeutet das, dass Loki entscheidet, vieviele Karten zum Einsatz kommen, wie sie liegen werden, und welche Karten es sind, die ich benutzen werde.

Lass die Gottheit das Thema wählen

Das ist wichtig. Viele von uns betrachten Divination als ein Mittel, spezifische Fragen zu einem bestimmten Thema zu fragen, und darauf mehr oder weniger spezifische Antworten zu erhalten. Ich habe das mit Loki probiert, und es hat zu einer der bewegendsten Erfahrungen geführt, die ich mit Ihm bislang erleben durfte. Er antwortete — aber wie.

Die Karten, die ich bekam, enthielten tatsächlich eine Antwort auf meine Frage — ohne Trollen — aber sie enthielten auch die Antwort auf die Frage die ich stattdessen hätte stellen sollen, und zwar gleich in mehreren Ebenen: eine individuelle Ebene, eine Gemeinschaftsebene und eine abstraktere, Big-Picture-Ebene. Ein anderes Mal waren die Bedeutungsebenen anders kategorisiert (diesmal in einen spirituellen, einen alltagsweltlichen und einen psychologischen Aspekt). Und bei wiederum einem anderen Versuch, kamen nochmal andere Schichtungen als Nachrichten an. Es war wunderschön zu lesen, und Ehrfurcht erregend.

Was ich damit ausdrücken will ist: einen Gott kann man nicht auf ein Konzept festnageln. Man kann schon Fragen stellen, aber man sollte keine spezifische Art von Antwort erwarten.

Loki ist nicht gerade überraschender Weise ein Experte, wenn es um Wortgewandtheit geht, und er “spricht” Tarot fließend und virtuos, wenn Du Ihm nur Seinen eigenen Umgang damit lässt.

Eine andere Art, Ihn, bzw. Deine Gottheit das Thema wählen zu lassen, ist es, einfach keine Frage zu stellen (ich weiß, Divinationspuristen werden sich bei diesem Vorschlag die Haare zu Berge stellen). Trotzdem: ich habe das jetzt schon eine Weile lang so gemacht, mit zunehmender Fähigkeit, Ihn und Seinen Willen wahrzunehmen und in meinem Leben zu gestalten.

Wenn ich keine Frage stelle, evaluiere ich einfach die Karten, die ich bekomme unter dem Aspekt, das, was ich direkt von Ihm empfangen/empfunden habe, nochmals zu hinterfragen bzw. ergänzen. Für jemanden wie mich, der stark dazu neigt, alles, was in meinem Kopf stattfindet (und das schließt Götterkommunikation ein!) zu hinterfragen, können blind gezogene Karten, die genau das Gehörte widerspiegeln, einfach eine große Hilfe sein, mich in Lokis Sinne in Bewegung zu setzen.

Lass die Gottheit den Ton und Inhalt der Nachricht bestimmen

Ich habe eingangs mein “kleines schwarzes Buch” erwähnt, das während der Deutung der Legung zum Einsatz kommt. In diesem Buch habe ich zu jeder Karte Assoziationen und “Grundbedeutungen” aufgeschrieben.

Ich benutze es, wie ich etwa ein Wörterbuch für eine Fremdsprache benutze, mit der ich sehr vertraut bin (Englisch zum Beispiel): Immer, wenn ich ein Wort nachschauen muss, geht es (auch bzw. hauptsächlich) um die Frage der Nuance. Mit Tarot und Loki ist das genau so. Wenn ich eine Karte nachschlage, gibt es meist eine Handvoll Assoziationen, die sofort beginnen zu leuchten und sich mir förmlich aufdrängen, während die Mehrzahl einfach nur Worte bleiben. Diese “Leuchtschrift” zu erkennen braucht ein bisschen Übung, und wahrscheinlich wird man sich anfangs an allen Ecken und Enden hinterfragen… aber es wird irgendwann einfacher.

Die Gesamtheit der Phrasen bzw. Assoziationen, die einem entgegenspringen, bestimmen den generellen Ton der Nachricht — der kann genau das sein, was man sich erhofft hat, oder aber auch nicht. Niemand mag gerne die Leviten gelesen bekommen, aber wenn das der Fall ist, dann ist es wirklich wichtig, dass man trotzdem zuhört, egal wie unangenehm und bisweilen schmerzlich das ist. Es bedeutet, dass deine Gottheit dir etwas mitteilt, und wenn Du Sie ignorierst, dann hat die ganze Übung gar keinen Sinn. Letztlich setzt Du damit die Kooperationsbereitschaft der Gottheit und die Funktion des Divinationswerkzeugs aufs Spiel.

Der Sinn dieser Phase ist es, sich mental für die Nachricht zu öffnen, die man erhalten wird. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn Du geistig an gewissen Formulierungen hängst, die Du irgendwo mal gelesen hast, oder selbst erstellt hast: die Gottheit wird damit arbeiten. Du brauchst dir auch keine Gedanken machen, wenn nicht sofort etwas “passiert”. Es gab da mal eine Legung, für die ich wirklich Tage gebraucht habe, bis ich mich drauf eingestellt hatte (teilweise weil ich es einfach nicht sehen wollte, und dazu hatte Loki auch ein paar sehr direkte Worte zu sagen).

Wenn ich erst einmal ein Gefühl für den Ton und das ganz allgemeine Thema der Nachricht habe, lasse ich Loki einfach reden. Es fällt mir ein bisschen schwer, zu beschreiben, was in dieser Phase passiert. Ich begebe mich in einen leichten Trancezustand und höre Ihm zu, während ich gleichzeitig aufschreibe, was Er mitteilt.

Wenn Du’s nicht raffst, frag einfach

Aber was macht man, wenn sich einfach kein “Aha”-Moment einstellt? Die gute Nachricht ist: man kann immer nach zusätzlichen Klarstellungen fragen. Die andere gute Nachricht ist, dass wenn Du wirklich gerade “das Doofe” machst (also sehen, aber nicht sehen wollen), dann wirst Du einfach noch mehr verwirrendes Zeug erhalten, was letztlich dann umso mehr Sinn ergeben wird, wenn Du die “Doof-Brille” ablegst.

Aber manchmal kommt es schon vor, dass die Karten einfach in dem Moment nicht genügend hergeben. Zum Beispiel könnte es sein, dass Du einfach in eine ganz andere Richtung denkst, als das, was die Gottheit dir zeigen möchte.

Generell wähle ich Klarstellungskarten genauso, wie ich auch alle anderen Karten wähle: ich lasse wählen. Es gab ein paar Legungen, bei denen mir Klarstellungen echt weitergeholfen haben (und das, obwohl Loki unter dem Ruf steht, entweder total unsubtil oder total Troll zu sein — stimmt aber nicht, offenbar).

Divination für andere

Divination für andere betreibe ich generell eher nicht. In Ausnahmefällen kann es schon einmal vorkommen, aber wenn, dann findet es auf persönliche Anfrage und mit Lokis Einverständnis statt. Innerhalb der letzten drei Jahre ist das eine knappe Handvoll Male passiert, also wirklich selten.

Für andere benutze ich ein anderes Kartendeck, aber im Grunde genommen die gleiche Methode. Insgesamt aber gilt: ich arbeite nicht als Orakel; meine Arbeit mit/für Loki dreht sich nicht primär darum, Menschen Nachrichten zu überbringen, und darum bin ich eigentlich wirklich froh.

Meine Divination ist sehr polytheistisch im spezifischen Sinne — ich sehe Lokis Kommunikation strikt als die Kommunikation eines eigenständigen Wesens mit einem Willen und einer Existenz außerhalb meiner selbst. Das ist es, was mir die Karten zeigen, und nicht etwa Aspekte meines eigenen Wesens. Weiterhin ist diese Divination auch sehr “Lokianisch” — sie spielt sowohl Ihm als auch mir in die Hände (Ihm, indem Sie Ihm Freiheit und reichhaltige Möglichkeiten gibt, Seine Wortgewandtheit einzubringen, und mir durch die relativ klare Methodik und den einfachen Zugang zum Spirituellen über das Intellektuelle).

Und schließlich ist Divination für mich ein Mittel, meine Beziehung zu Loki zu vertiefen — und das ist generell (Ausnahmen bestätigen die Regel) auch das einzige Ziel, das ich damit verfolge. In diesem Rahmen hat mir Divination in den letzten drei Jahren und ein paar Zerquetschten sehr gute Dienste geleistet, und ich hoffe, dass meine Erfahrung für den einen oder die andere von Nutzen sein wird.

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Myriad Hallaug Lokadís
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8 Responses to Divination als Kommunikation zwischen Göttern und Menschen

  1. mondfeuer says:

    Danke für diesen ausführlichen Post.
    Habe da für mich ein paar Sachen wiedergefunden und ein paar neue entdeckt.
    Selber nutze ich das Tarot zumeist um die Ahnen zu befragen, für meine Gottheiten habe ich andere Orakel, welche ich aber in den letzten Jahren bös vernachlässigt habe, wenn man mal von Träumen und Reisen absieht.
    Zeit den Göttern wieder mehr Redemöglichkeit zu geben :)

    • Myriad says:

      Hallo mondfeuer,

      vielen Dank für Dein Feedback! Ich freue mich, dass Du dich inspiriert fühlst, deinen Göttern das Mikrophon in die Hand zu geben :) Darf ich wissen, was für Orakel Du verwendest?

      • mondfeuer says:

        Hey Myriad,
        Ich hatte gestern schonmal begonnen zu antworten, mußte da aber erst noch einmal drüber nachdenken.
        Das häufigste was ich mache ist die Ahnenbefragung mit dem Tarot.
        Die Nornen werden mittels der Wasserschale befragt (wenn ich es denn mal mache).
        Dann habe ich noch diverse Steinschalen welche ich früher oft zur Divination verwendet habe, meist in Trance.
        Runen benutze ich auch oft. Die stehen für mich primär für Odin, aber eben auch für die Kräfte dahinter.
        Ich arbeite ja primär schamanisch. Es ist für mich jetzt nicht so, dass ich hinter jeder Rune eine Entität sondergleichen sehe, aber jene die ich bisher bereist habe hatten definitiv eine Kraft dahinter die für mich, in meinem teilzeit-anismistischen Weltbild greifbar ist/war, bin mir aber der Tatsache voll bewusst, dass das esoterischer Kram ist, der historisch und geschichtlich vielleicht absoluter Humbug sein mag. Solang es für mich verifizierbare Aussagen gibt ist mir das aber relativ egal.
        Früher hab ich zuweilen auch die Kristallkugel innerhalb meines Vollmondrituals benutzt wo es meist dann um Hekate ging.
        Pendel nutze ich auch, das ist für mich dann aber eher Telefon, wo ich mich vorher auf eine Wesenheit festlege die dann angerufen wird.
        Erst vor kurzem sagte Hekate auf ner Reise zu mir, dass ich ein Orakel machen solle, welches nur für sie bestimmt ist. Das setzt mich vor eine enorme Herausforderung, weil das erste mal, als sie das vor Jahren zu mir sagte, hab ich es versucht, aber sie auch falsch verstanden (persönlicher Filter und so) und jetzt klarer gesehen was sie meint.
        Ich bin gespannt was es wird.

  2. Pingback: Divination und Kommunikation mit Göttern | Tales of an Urban Priestess

  3. Sólveig says:

    Ich habe mir überlegt ob ich für ein paar meiner Songs auch mal alle Assoziatonen aufschreiben sollte, gerade die, die öfter auftauchen. Natürlich sind Songs nicht unbedingt so vielschichtig wie Tarotkarten aber man verbindet ja trotzdem etwas damit, nicht? Ich habe ein paar, die tauchen zum Beispiel immer dann auf, wenn ich im Begriff bin etwas Dummes zu tun oder wenn die Antwort direkt vor meinen Augen liegt und ich sie einfach nicht kapiere.

    • Myriad says:

      Ich finde das eine gute Idee; kann mir vorstellen, dass man einiges direkt aus den Songtexten ziehen kann? Aber generell denke ich, ist’s immer eine gute Idee, das was einem “speziell” vorkommt — also gerade solche Assoziationen, die nicht direkt ersichtlich sind — zu notieren. (Bei einigen Karten habe ich auch spezielle Assoziationen, z.B. beim König der Stäbe bzw. beim Herrscher, der bei mir meist für Herrn L. in einer bestimmten Rolle steht, aber noch bei einigen mehr)

      Sag mir, was Du entscheidest? Würd’ mich echt interessieren, wie es damit weiter läuft..!

      • Sólveig says:

        Interessanterweise beziehe ich bei Songs manchmal auch die Musikvideos mit ein, da sie ja auch noch zusätzlich eine Vielzahl an Assoziationen wecken können. Funktioniert aber natürlich nur bei Videos die irgend eine echte Handlung oder Symbolik enthalten.

        Ich habe ein paar Songs die ich direkt mit Herr L. verbinde. Wenn sie kommen weiß ich, dass es entweder um Ihn geht oder um etwas das mit Ihm zu tun hat, etwas für das Er zum Beispiel steht (was ja gar nicht so wenig ist, wenn man sich mal darauf einlässt). Ähnlich ist es auch mit Herr A. oder Hermes.

  4. Pingback: Der Kessel, die Labyrinth-Tarot-Legung und was mir sonst noch einfällt… | HeckenWicke

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