Vom Aufbruch und dem richtigen Schuhwerk

(Dear English-speaking readers: please don’t use any of the automatic translators. There is a proper translation on my blog now)

Wie einige vielleicht mitbekommen haben, hat mein Pantheon letzte Woche unerwartet Zuwachs bekommen. Ich meinte damit, dass es seit letzter Woche einen Neuen in meiner illustren Göttergesellschaft gibt, nämlich Odin. Das war absolut nicht meine Idee und kam recht überraschend von Loki. Von allein hätte ich das nicht initiiert.

Es geht um eine mittelfristige (temporäre) Angelegenheit, um etwas, das ich lernen muss, und das mich Loki nicht lehren kann oder möchte. Er hat dafür Seine Gründe. Es geht ums Wandern — primär ums metaphorische aber durchaus reale Wandern — und ich lerne von Odin in Seinem Aspekt als der Wanderer. Vegtam, Gangleri, sind zwei der Kenningar, die zu Ihm in diesem Aspekt gehören.

Es gab beziehungsweise gibt einige Begleitumstände zu dieser neuen Wendung. Diese Begleitumstände kommen einerseits von Lokis, und andererseits von Odins Seite. Soweit es Loki betrifft, muss ich zugeben, dass ich darunter leide. Er ist sehr verständnisvoll in Bezug auf die Auswirkungen, die das Ganze auf mich hat. Diese habe ich instantan gespürt, noch bevor ich wusste, worum es genau gehen würde. Noch bevor Loki mit der Sprache herausrückte und mir zu verstehen gab, was ich zu tun hatte, veränderte sich etwas zwischen Ihm und mir. Ich kann den exakten Moment festmachen, wann das geschah, auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht näher hätte beschreiben können, was es war, das sich änderte.

Ich habe bereits darüber geschrieben, wie das alles zustande kam, in Form eines Gedichts. Es ist nur temporär, aber es ist eine Art Veränderung, die mich stärker trifft als alles, was ich mir hätte vorstellen können. Aber darum soll es in diesem Post nicht gehen.

Die Begleitumstände von Odins Seite sind… beeindruckend. Zutiefst beeindruckend. Anders kann ich sie nicht beschreiben. Es ist sogar für mich schwer, omenskeptisch zu bleiben, wenn ein Mächtiger mit der ganzen Subtilität eines ausgewachsenen Nashorns in mein Leben tritt. Hier ein Auszug aus dem Kuriositätenkabinett Göttlicher Subtilität:

Das fing mit gut getimeten Wetterkapriolen (sprich heftigen Windböen) an, ging weiter mit äußerst unwahrscheinlichen T9-Verschluckern, bei denen sich ein Allerweltswort in “odin” wandelte; Fahrrad-Orakel suggerierten mir gleichzeitig das Wort “Wanderer”. Es gab Mehrmalige Unterbrechungen einer Telefonverbindung, die dafür genutzt wurde, zu versuchen über relevante Dinge, die mit Göttern zu tun haben, zu sprechen — und beim Versuch ist es geblieben, da entweder der Wind dafür sorgte dass das Mikro den Dienst versagte, oder die Technik komplett streikte und binnen Sekunden die Leitung tot war. Drei mal nacheinander. All das fand gleichzeitig bzw in sehr naher zeitlicher Abfolge (binnen 5 Minuten) statt.

Weiter ging es damit, dass eine bekannte Sozialnetzplattform in blauer Farbe anfing, selektiv Nachrichten zu schlucken, die ich versuchte, über Themen, die meine Götter betreffen, mit einer Freundin auszutauschen… selbige Freundin, die ich zuvor versucht hatte, telefonisch damit zu nerven. Ein paar Tage später hat unsere allseits beliebte Plattform zwar die Nachrichten wieder ausgespuckt, aber bei mir in der Anzeige fehlt der Scroll-Balken, der es mir ermöglichen würde, mehr als die letzten Nachrichten zu sehen.

Dann tauchte ein Fremder bei meiner Arbeit auf, mitsamt Hut und Mantel, der sich halb zu mir umdrehte (ich konnte also nur ein Auge sehen) und mich sehr charmant anlächelte, bevor er geheimnisvoll im Fahrstuhl verschwand. Ich arbeite hier seit Jahren, die allermeisten Leute kenne ich, und wenige sind freundlich, und die allerwenigsten haben eine Ahnung, wie man zu Frauen charmant ist, und das mit nur wenigen Sekunden Zeit bis der Fahrstuhl sich öffnet.

Vor zwei Tagen, sah ich dass ein Valknut-Zeichen auf dem Seifenspender in der Frauentoilette abgebildet ist. Kann man denn noch “random-er” werden?! Was hat denn da bitte ein Valknut zu suchen?! Bei was anderem, zum Beispiel dem DFB, kann ich es ja noch halbwegs verstehen, aber ein Seifenspender? In einer Frauentoilette?! Das ist Loki-würdiger Humor.

Und dann kamen noch ganz klassisch ein paar große schwarze Vögel hinzu, die sich vor mein Fenster setzten und mich eine Weile lang anguckten, bevor sie wieder den Abflug machten, was zuvor auch noch nie passiert war. Ich bin mir sicher, jetzt habe ich wieder die Hälfte vergessen.

Aber ja, man kann sagen: Odin hat angeklopft.

Neben der Flut von äußeren, naja sagen wir Begleitumständen, kam natürlich auch eine regelrechte Gedankenflut auf, als ich anfing, mich mit dem Wanderthema mehr auseinanderzusetzen. Hier geht es heute um das Aufbrechen, und um ausrüstungstechnische Basics, wie zum Beispiel… Schuhe. Ich fühle mich allerdings hypersupermega unwohl, Odin zu zitieren, also muss ich in der Hinsicht einfach mal ein paar Gänge zurückschalten. Wollte ich ohnehin tun, auch in Bezug auf Lokizitate.

Das mit den Schuhen trug sich etwa so zu:

Ich war auf einer Mentalreise — keine Astralprojektion, einfach eine Art der gezielten Meditation, die ich aber quasi “freigebe”. Damit meine ich, dass ich es bewusst zulasse, dass diese Meditation und ihr Verlauf von Göttern, in diesem Falle Odin, manipuliert bzw. gesteuert wird. Das fiel mir zunächst auch entsprechend schwer: es war die erste Reise, die ich gezielt mit und zu Odin machte, Den ich ja auch bisher nicht persönlich kannte. Dafür aber umso mehr Furchterregendes, was Seine Devotees so im Internet schreiben. Vielleicht ist mein vorgefärbter Kenntnisstand auch mit ein Grund, warum Er mir im Moment so einnehmend, charmant und verwegen entgegentritt.

Nun ja, da war nun also diese Landschaft — anders als die Landschaften, die ich auf Reisen mit Loki sehe, aber von mir “erzeugt” — und da war nun also auch Odin, der zwar einen Wanderstab bei Sich hatte und einen Hut trug, aber den Umhang zugunsten einer etwas weniger einschüchternd wirkenden Kleidung liegen gelassen hatte. Betretenes Schweigen meinerseits, aufmerksame Musterung Seinerseits.

Aber noch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, fragte Er mich, wieso ich den barfuß sei. “Wie bitte?” dachte ich, aber in der Tat, ich hatte keine Schuhe an. Und da die Schuhe, wie auch alles andere Metaphern waren, sagt mir allein das schon Einiges über meine Erwartungshaltung. Denn was muss da los sein, dass ich zum Wandern ohne Schuhe auftauche, und das auch noch auf einem Schotter- und Kiesweg, den ich nach Leibeskräften optisch und akustisch, wenn auch nicht haptisch imaginiert hatte?

Bei dieser metaphorischen Wanderthematik geht es ganz besonders um einen bestimmten Bereich meines Lebens. Einen, auf den ich mich praktisch seit über 20 Jahren vorbereite, in dem es durchaus von Bedeutung ist, nicht ohne seine Basics dazustehen. Und nun stand ich also im wahrsten Sinne ohne passendes Schuhwerk da, und zwar weil ich dachte, dass das zweifelsohne passieren wird, wenn ich mich auf diesen Gott einlasse. Ja, das ist bewusst vage formuliert, man erinnere sich: Metaphern! Situationen sind Metaphern. Nichts ist wörtlich zu verstehen, aber man versteht es erst, wenn man es wörtlich versteht.

Schuhe waren also von meinem Unterbewusstsein weggelassen worden. Im weiteren Verlauf wies mich Odin an, mir Schuhe anzuziehen, die ich mir ohne darüber nachzudenken hübsch selbst in die Hände visualisierte. Schöne, lederne Wanderschuhe mit ordentlich Polster drin und einer Gummisohle mit Grip, sogar Strümpfe gab es dazu.

Er lud mich ein, mit Ihm ein paar Schritte zu gehen, was ich auch tat. Es war sehr still für eine ganze Weile, niemand sprach besonders viel, und ich schon gar nicht (weil, fremder Gott!!). Aber ich dachte über die Schuhe nach. Ich hatte sie mir selbst in die Hand “gezaubert” — aber genauso hätte mir Odin sie geben können. Tat er aber nicht, es waren meine Schuhe.

War es also so, dass ich auf meiner Wanderschaft nicht einfach unvorbereitet sein würde? Dass ich meine eigene Vorbereitung nutzen können würde? Dass es womöglich gar bedeutete, ich würde nichts tun, wofür ich nicht ausgestattet war?

Odin wies mich darauf hin, dass ich doch schon dabei sei, genau das zu tun.

[Ende der Reise]

Na das war auf jeden Fall sehr aufschlussreich. Ich benötigte ein paar Stunden, alles in die richtigen Schubladen einzusortieren… hier ist das vorläufige Ergebnis:

Erstens: wer zum Geier sagt, dass ich ohne Schuhe wandern muss? Richtig, niemand außer mir. Zweitens: wer zum Geier sagt, dass ich meine Schuhe nicht verwenden kann? Zweiter Treffer: niemand außer mir. Und drittens: Was sehe ich, wenn ich mich genau jetzt umdrehe und nach hinten gucke? Richtig. Mein metaphorisches Heimatdorf. Ich bin schon unterwegs, und habe es noch nicht einmal gemerkt. Und viertens: was passiert, wenn ich doch mal mein Zeug vergesse? Aha! Jemand wird mich darauf hinweisen und mich nicht blind ins Verderben — oder zumindest nicht in die aufgeschürften Füße — laufen lassen.

Danke, Odin, und danke Loki, für die Idee und dafür, dass Du für mich sorgst, Liebster.

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Myriad Hallaug Lokadís
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11 Responses to Vom Aufbruch und dem richtigen Schuhwerk

  1. Alexis Solvey Viorsdottir says:

    sehr schön :) :) :)

  2. kassandrazoe says:

    Ah…Odin…der hatte Anfang diesen Jahres auch schon mal meinen Weg gekreuzt…genau wie Heimdall. Bei dem hatte ich plötzlich eine Sehnsucht nach “Zuhause”…ganz schrecklich war das…

    • Myriad says:

      Bei Heimdall jetzt, oder Odin? Ist irgendwie witzig, bei mir geht es auch indirekt um “Zuhause” (nur eben nicht…. ist kompliziert). Solvey fragte mich, warum nicht Loki Derjenige ist, der mit mir das Thema Wanderschaft “beackert”. Immerhin ist Er ja nicht gerade dafür bekannt, immer an einem Fleck zu bleiben, und das ist jetzt ziemlich gelinde ausgedrückt. Der Grund dafür, dass Odin nun mitmischt, hat ein bisschen mit “zu Hause” zu tun, und was das im Einzelnen für mich ist. Ich habe auf Solveys Frage total kitschiger aber nicht unzutreffender Weise geantwortet, dass Loki für mich zu Hause ist. Das ist sehr vereinfacht und verzerrt die Faktenlage ein bisschen — um genau zu sein, sogar mehr als ein bisschen, aber ich halte mich in diesen Fragen etwas bedeckt — aber der Punkt ist: zu Hause wandert es sich nicht so gut, und was ich zu lernen habe, kann ich nicht zu Hause lernen.

      (Oh, mann… ich hoffe ich hab’ dich jetzt nicht total verwirrt…)

  3. Schwarzdorn says:

    Nein,das Zuhause-Sein-Gefühl kam bei Heimdall.
    Bei Odin ist es eher ein Gefühl,dass man von einer langen Reise nach Hause kommt….
    Ich mag es,unterwegs zu sein(aber nicht zu weit weg),aber ich mag es noch mehr,nach Hause zu kommen und am liebsten,zu Hause zu sein…
    Und wie du sagst,für manches muss man eben aus dem Haus.
    Verstehst du mich jetzt…?

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